Hoffnung für Beppo: Stiftung Lichtblick hilft

Oßling. Die Arbeit ist für heute getan. Wie jeden Tag ist Joachim Küster 14 Kilometer von Lieske bei Oßling bis nach Wittichenau und noch einmal genau so viele zurück geradelt. Nun hat er Feierabend vom Putz-Job im Pflegeheim und kann sich seiner neuen Küche widmen. Die muss aufgebaut werden. Dank der Stiftung Lichtblick konnte er sie sich noch vor Weihnachten anschaffen. "Ich freue mich, dass das so unkompliziert geklappt hat", sagt er dankbar.

So wird die Wohnung, in der der 54-Jährige seit Kurzem lebt, gemütlicher. Er ist gespannt auf die eigenen vier Wände. Bislang bewohnte er nur ein Zimmer. 14 Quadratmeter groß nebenan im Wohnheim des Missionshofes Lieske, der zum Diakonischen Werk Kamenz gehört. Hier leben und arbeiten Menschen mit einer geistigen Behinderung.

Neun Jahre Haftstrafe in Bautzen verbüßt

Auch Joachim Küster, den hier alle nur Beppo nennen, hat eine geistige Einschränkung. Er gehörte bislang dazu. Um zu erklären, warum er nun nicht mehr im Wohnheim leben darf, muss man weit ausholen.

Am 23. März 2007 stand er hier zum ersten Mal vor der Tür. "Es war ein Freitag", sagt er. "Ich merke mir so etwas genau!" Er sei durch das Tor gelaufen und habe sofort gedacht: Hier bleibe ich für immer! Damals war er frisch aus der Justizvollzugsanstalt Bautzen entlassen worden. Auf der langen, aufreibenden Suche nach einer Zukunft fand er nach Lieske - einen Bewährungshelfer an der Seite. Hier hatte man offene Ohren für ihn. Und offene Arme. Ein Glücksfall.

Neun lange Jahre hatte er da gerade abgesessen. "Ich hatte Mist gebaut. Richtig großen Mist", sagt er leise. Und schaut auf seine Hände. Seine Eltern seien frühzeitig gestorben, dann noch einer seiner Brüder und die Schwester. Der ehemalige Dresdner verlor den Halt im Leben. Tröstete sich mit Alkohol. Und glitt ab.

Anerkannt im Job auf dem Missionshof

Das Ganze ist lange her. Joachim Küster spricht unaufgeregt darüber. Doch ab und an füllen sich seine Augen mit Tränen. Zum Beispiel, wenn er zurückdenkt an die jahrelange Arbeit auf dem Missionshof. Die vermisst er nämlich schrecklich.

Nach einem erfolgreichen Praktikum in der Küche bekam er 2008 einen Job in der hofeigenen Brauerei zugeteilt. Das war das Richtige für ihn. Hier blühte er auf, war anerkannt. Hier hätte er alt werden können. Doch das Schicksal schickte weitere Prüfungen.

"Seine Probleme liegen im emotionalen-sozialen Bereich", erklärt Jeannette Landgraf, Leiterin des Bereiches Wohnen im Missionshof. Nicht sofort sieht man dem 54-Jährigen die Einschränkung an.

Doch die Tätigkeit auf dem Missionshof wurde nach Jahren auch vonseiten der Rentenversicherung plötzlich infrage gestellt. Für Joachim Küster ein Tiefschlag. Dreieinhalb Jahre klagte er gegen ein Gutachten, das aussagt, dass er nicht hierher gehöre, sondern über drei Stunden täglich für den allgemeinen Arbeitsmarkt geeignet sei.

Bis zum Oberlandesgericht geklagt

Bis zum Oberlandesgericht ging er in Widerspruch. Vergeblich. Daraufhin beendete der Kostenträger Ende April 2021 die Kostenzusage für das Wohnheim. Beppo fiel in ein Loch. "Andere hätten sich aufgegeben. Aber er hat sich aufgerappelt", erzählt Jeannette Landgraf. Sie habe Achtung vor ihm. Und er vor ihr. "Ohne sie und die anderen vor Ort hätte es anders ausgesehen", sagt er.

Alle machten ihm Mut, unterstützten ihn. Bei der schwierigen Jobsuche, bei Bewerbungen. Auch seine gesetzliche Betreuerin. Und endlich fand er bei einer Reinigungsfirma eine Anstellung. Dass er trotz allem auf dem Hof bleiben konnte, ist ein großes Glück. "Wir haben vier Einheiten der besonderen Wohnform flex", erklärt Landgraf. "Eine davon wurde vor Kurzem frei."

Und so konnte Joachim Küster einziehen. Da er mit dem Einkommen nun knapp über der Berechnungsgrenze liegt, bekommt er keine Leistungen der Grundsicherung mehr. Damit steht ihm auch keine Erstausstattung zu. "Mit seinem Einkommen kann er zwar Miete selbständig zahlen, mehr aber nicht", sagt Jeannette Landgraf.

Hier schließt sich nun der Kreis mit der Küche. 500 Euro gab es aus dem Lichtblick-Topf für gebrauchte Möbel und die nötigsten Geräte. Beppo ist froh, dass er bleiben darf. Bei den anderen und seiner Freundin Susi, mit der er seit sieben Jahren zusammen ist und die im Wohnheim lebt. Das hier ist sein Leben. Er ist glücklich, dass sich das Blatt gewendet hat. Damals 2007.

Dieser Artikel erschien in der Sächsischen Zeitung am 27.11.2022 und wurde von Ina Förster verfasst.

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